Lemgo. Der Corona bedingte Lock Down der Lemgeoer Schulen ist nun über einen Monat alt und er hat gezeigt, was „Einfach Lemgo“ schon seit langem kritisiert. Die Digitalisierung an den Lemgoer Schulen bekommt eine Durchschnittsnote von 5 (mangelhaft). In den Medien wird aktuell gelobt, wie toll Schulen, Lehrer, Eltern und Schüler die Krise meistern. Die Realität sieht anders aus, wie wir in mehreren Gesprächen erfahren haben. Sicherlich mag es an drei Lemgoer Schulen gut laufen, denn an der Karla Raveh Gesamtschule des Kreises Lippe sowie der Realschule und dem MWG in Lemgo wird die Schulplattform iserv eingesetzt, die, wie aus einem LZ-Artikel hervorgeht, angeblich auch für andere Lemgoer Schulen im nächsten Schuljahr geplant ist. Zwei weitere Schulen, das EKG und Hanse Berufskolleg, setzen daher aktuell auf die Lernplattform Moodle. Eine Software, die, wie es auf den Internetseiten des Schulministeriums NRW zu finden ist, sich „immer größerer Beliebtheit erfreut“ (https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Schulsystem/Medien/moodle/index.html).
Bei den anderen Lemgoer Schulen hofft man scheinbar immer noch auf eine einheitliche Lemgoer Lösung, wie schon vor Jahren in den Gesprächen mit der Wählergemeinschaft „Einfach Lemgo“ und Rektoren von Lemgoer Schulen die Rede war. Genau an diesen Schulen fühlen sich nun die Eltern im Stich gelassen. Dort gibt es bereits Unterschiede im Lehrerkollegium. Während die einen Wochenplanung mit Aufgaben, Erklärvideos und Links zu Lernprogrammen herausgegeben haben, haben andere ein Friss-Oder-Stirb-Paket bis zu den Ferien veröffentlicht. Gerade bei solchen Paket-Methoden bekommen Eltern im Homeoffice nur schwerlich den Spagat zwischen Arbeiten und Lehren hin, da die Kinder unweigerlich Unterstützung benötigen. Zudem haben nicht alle Eltern ein komplettes Equipment für Home-Schooling zur Verfügung und können dies auf Grund von Kurzarbeit auch nicht immer finanzieren. Abhilfe kann hier in einigen Fällen die Computertruhe schaffen, aber leider nicht bei allen, da die Bedürftigkeit nachzuweisen ist. Hier ist die Computertruhe auf eine Zusammenarbeit mit den Fördervereinen der Schulen angewiesen.
Betrachten wir aber noch einmal die eingesetzten Lernplattformen, wie gesagt setzt sie Stadtverwaltung hier auf iserv. Eine Lösung, die eine jährliche Anschaffungsgebühr von 250,-€ und eine Lizenzgebühr von 5,-€ pro Schüler/in und Jahr kostet (https://iserv.eu/price/license/). Moodle dagegen kostet, wenn auf einem eigenen Server betrieben, 0,-€ pro Jahr.
Aber es kommt noch besser… Das Land NRW wollte allen Schulen in NRW die Plattform Logineo (https://www.logineo.schulministerium.nrw.de/LOGINEO/index.html) zur Verfügung stellen. Diese allerdings wurde in den Sand gesetzt. Nicht nur der Lehrerverband NRW lehnt diese Plattform aus Datenschutzgründen ab (https://www.news4teachers.de/2019/11/nach-pleiten-und-pannen-nrw-stellt-endlich-seine-schulcloud-logineo-vor/), sondern auch der Verein Digitalcourage (https://digitalcourage.de/blog/2019/alle-170000-nrw-lehrerinnen-logineo-erklaerung-nicht-unterschreiben). Es lässt sich weiter toppen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt allen Schulen ebenfalls kostenlos eine Plattform zur Verfügung (https://www.bmbf.de/de/die-schul-cloud-digitale-lernangebote-fuer-den-unterricht-7479.html) Die HPI Schul-Cloud wurde gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut entwickelt. Den Lehrerinnen und Lehrern wird für die diese Lösung sogar unter https://lernen.cloud/ Material zur Selbstschulung bereitgestellt. Die Software macht alles in allem eine gute Figur.
Und daher stellen sich für die Wählergemeinschaft Einfach Lemgo folgende Fragen: Warum wurde die kostenpflichtige Lösung iserv ins Auge gefasst? Warum wurden nur zwei Lemgoer Schulen mit der Lösung beglückt? Sind die anderen Schulen nur Schulen zweiter Wahl? Warum setzen die Lemgoer Schulen nicht auf die HPI Schul-Cloud des Bundesministeriums?
Zur Transparenz in Lemgo noch ein Nachtrag. Während über die „Dorffunk“-App viele Informationen an die Bürgerinnen und Bürger versendet werden, bleibt die Lemgoer Politik auf der Strecke. Ausschusssitzungen wurden abgesagt, Videokonferenzen hätten den normalen Betrieb aufrechterhalten können. So wie es bei der Wählergemeinschaft „Einfach Lemgo“ gemacht wird. Die Anfrage der Wählergemeinschaft diesbezüglich blieb unbeantwortet. Auch an der Digitalisierung der Stadtverwaltung ist noch zu arbeiten, mit viel Luft nach oben.
Textquelle: Einfach Lemgo