Eine Geschichte um Widerstand, Angst und Verrat
Helena Büttner und Peter Bause im Schauspiel nach Hans Fallada
Bad Salzuflen. Die Geschichte eines deutschen Widerstands: Vor nunmehr 75 Jahren warf das Arbeiterehepaar Elise und Otto Hampel aus Berlin-Wedding mehr als 200 handgeschriebene regimekritische Postkarten in fremde Briefkästen oder legten sie heimlich in Treppenhäusern aus und wurde 1943 wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“ hingerichtet. Für Hans Fallada war das 1946/47 die Vorlage für seinen außergewöhnlichen Roman „Jeder stirbt für sich allein“, dessen 850 Manuskriptseiten er in nur dreieinhalb Wochen bei einem Zwangs-Aufenthalt in einer Nervenklinik geschrieben hatte und der ein Welterfolg wurde. Diese berührende, mehrfach verfilmte Geschichte um Widerstand, Angst und Verrat im Milieu der kleinen Leute ist jetzt in einer Bühnenfassung des Regisseurs Volkmar Kamm mit dem Alten Schauspielhaus Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Euro-Studio Landgraf am Freitag, 17. März, um 19.30 Uhr im Kur- und Stadttheater an der Parkstraße in Bad Salzuflen zu erleben. Die Hauptrollen spielen das Schauspieler-Ehepaar Hellena Büttner und Peter Bause. Karten im Vorverkauf zu 16 bis 29 Euro gibt es an der Theaterkasse der Kurverwaltung, Telefon 05222/952-909, und bei der Bürgerberatung im Rathaus.
„Der Führer hat mir meinen Sohn ermordet!”: Mit diesem und ähnlichen Texten auf Postkarten, die sie heimlich in Treppenhäusern, Briefkästen und in Hinterhöfen deponieren, rufen in dem Schauspiel die Berliner Eheleute Quangel zum Widerstand auf. Durch den Tod ihres einzigen Sohnes im Zweiten Weltkrieg haben sie ihren Lebenssinn verloren und ihn durch die heimlich ausgelegten Botschaften, die dem NS-Regime den Krieg erklären, neu gefunden. So ist Falladas Hinterhofpanorama „Jeder stirbt für sich allein“, das auf dem realen Fall und den Gestapo-Ermittlungsakten des 1942 durch Denunziation verhafteten und zum Tode verurteilten Ehepaares Hampel basiert, auch ein großer Liebesroman.
Mehr als 60 Jahre nach seiner Entstehung erhielt Falladas auf dem authentischen Fall basierender Widerstands-Roman unerwartet internationalen Bestseller-Status und wurde als literarische Großtat gefeiert. Der Überraschungs-Hit, der 2011 in den USA auf ein sensationelles Echo („Ein erschütterndes Porträt“) stieß und dessen 300.000 gedruckte Exemplare in England auf den Tischen der Supermärkte lagen, wurde von dem gesundheitlich zerrütteten Autor Hans Fallada bereits 1946 verfasst. Zwangseingeliefert in die Nervenklinik der Berliner Charité schrieb er die rund 850 Manuskriptseiten in nur dreieinhalb Wochen. Drei Monate vor der Veröffentlichung starb er. „Jeder stirbt für sich allein“ gilt als das erste Buch eines deutschen, nicht-emigrierten Schriftstellers über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Dem erfahrenen Theatermann Volkmar Kamm gelingt es in beklemmender Eindringlichkeit, die emotional sehr anrührende Atmosphäre einzufangen und in Momentaufnahmen die verschiedenen Schicksale der Denunzianten, Opfer, Mitläufer, Spitzel und überzeugten Nazis zu bündeln.
Hellena Büttner ist ein richtiges Theaterkind: Sie entstammt einer Familie, die in der fünften Generation Theatermenschen hervorgebracht hat. Sie besuchte die Staatliche Schauspielschule in Berlin und konnte noch während des Studiums 1971 ihr erstes Engagement antreten. Später legte sie ihren Schwerpunkt auf die Arbeit vor der Film- und Fernsehkamera, so dass sie auch aus TV-Serien wie „Polizeiruf“, „Praxis Bülowbogen“ oder „Unser Lehrer Dr. Specht“ bundesweite Bekanntheit erreichte.
Dank seiner Virtuosität und Vielseitigkeit als Schauspieler – er absolvierte sein Studium an der Theaterhochschule in Leipzig – war Peter Bause nicht nur an seinem Stammhaus, dem Berliner Ensemble, einer der meistbeschäftigten Schauspieler der ehemaligen DDR. Auch im Fernsehen war er in eigenen Satire-und Showsendungen zu sehen. Mittlerweile ist Peter Bause in ganz Deutschland populär, hatte verschiedene Engagements und wirkte in Fernseh-Serien wie „Unser Lehrer Dr. Specht“, „Ein Bayer auf Rügen“ und „Mordslust“ mit. Neben all diesen Verpflichtungen nimmt Peter Bause sich immer noch die Zeit, sich als Dozent an der Hochschule für Schauspielkunst um den Schauspielernachwuchs zu kümmern.
Bild- und Textquelle: Stadt Bad Salzuflen