Lemgo. Was bedeutet die aktuelle Energiesituation für unser Land und mich persönlich? Eine Frage, die sich viele aktuell stellen dürften. So war denn das Treffen der Nachbarn aus dem Lemgoer diesmal überdurchschnittlich gut besucht, da Moderator Karl-Heinz Mense diesmal den scheidenden Geschäftsführer der Stadtwerke Lemgo, Arnd Oberscheven, begrüßen konnte. Als der Termin Anfang des Jahres vereinbart wurde, sollte es eigentlich nur um das Lemgoer Klimaschutzkonzept gehen. Durch die aktuelle Entwicklung der Energiesituation bekam der Vortrag im Laubker Gemeinschaftsraum aber noch eine zusätzliche Bedeutung.
Referentinnen und Referenten von den Stadtwerken Lemgo sind in den letzten Jahren häufiger Gast bei der Nachbarschaft Laubke-Pahnsiek gewesen. Dabei wurden die verschiedensten Themen rund um Energieversorgung, Energiesparen, ÖPNV, E-Mobilität , Parken in Lemgo und Bäderwesen besprochen. So spannend und aktuell wie in dem jüngsten Treffen Anfang Oktober ging es aber wohl selten zu.
Lemgoer Klimaschutzkonzept, jahrzehntelanger Fernwärmeausbau und aktuelle Energiepreisentwicklung, drei Punkte die schon in Lemgo in einer gewissen Verbindung stehen. Hinsichtlich der Fernwärmeentwicklung und des Klimaschutzes steht die Alte Hansestadt sicherlich weit besser als so manche Stadt da. Der Einsatz regenerativer Energien ist schon beträchtlich und wird in den nächsten Jahren bis 2027 aber noch deutlich steigen. Im ersten Teil seines informativen und hochaktuellen Referates ging Arnd Oberscheven einleitend auf das Klimaschutzkonzept und die Schwerpunkte daraus in Bezug auf die Stadtwerke Lemgo ein. Dies sind die Fernwärmeerzeugung und der weitere Netzausbau. Bereits seit 1963 werde in Teilen der Stadt mit Fernwärme geheizt. Bis 2018 erfolgte die Energieerzeugung ausschließlich in der hocheffizienten Kraftwärmekopplung, 2019 kam die Wärmegewinnung aus Abwasser der Kläranlage und 2022 aus der Solarthermieanlage am Klärwerk und einer weiteren Wärmepumpe an der Bega dazu. Die Entwicklung werde konsequent fortgeführt, in den nächsten Jahre bis 2027 soll noch die Wärmeerzeugung durch „Grüngas“, durch Windkraft, durch einen Holzkessel und durch Geothermie hinzukommen, so Arnd Oberscheven. Der Bau eines entsprechenden Wärmespeichers darf dabei natürlich nicht fehlen. Ziel des Konzeptes ist es Fernwärme in jeder Straße des Fernwärmegebietes zu verlegen. Dabei sollen jedes Jahr im Durchschnitt Investitionen für rund 2 Mio. € erfolgen. Im Einzelnen ging er dabei auch auf die Netzsituation im der Laubke ein.
Sodann erläuterte er sehr anschaulich die Energiepreisentwicklung für die Bereiche Strom und Gas von 2021 bis heute. Betrug der Preis an der Strombörse Anfang 2021 rund 60 € für die MWH so waren es im September 2022 schon 478 € /MWH, beim Gas gab es eine Entwicklung von 20 €/MWH Anfang 2021 auf 176 €/MWH im September 2022. Sodann erläuterte er die langfristige Einkaufspolitik der Stadtwerke Lemgo und die aktuellen und sich abzeichnenden Tarife. Er stellte die möglichen Auswirkungen für die Haushaltskunden, aber auch am Beispiel einer Bäckerei für das Gewerbe dar. Gerade die enerigeintensiven Bäckereien seien sehr stark betroffen. Auch hier seien Hilfen dringend erforderlich, „wir wollen doch zukünftig unsere Brötchen noch bei unseren Bäckern kaufen können“.
Aufgrund des Kippens der Gasumlage und der Auflage der Gaspreisbremse ist die Situation gerade wieder sehr in Bewegung. Auf jeden Fall stellte Arnd Oberscheven klar, dass die in der letzten Woche im September versandten Schreiben zur Anhebung der Kosten für Gas aufgrund der nunmehr erfolgten bundespolitischen Beschlusslage „für den Papierkorb“ sind. Sein Frust über die entstandenen Kosten für die Mitteilung, war aufgrund des Betrages von 60.000 € all zu verständlich.
Die direkten Auswirkungen der nunmehr beratenen Gaspreisbremse werden von den Stadtwerken Lemgo so kurzfristig wie möglich mitgeteilt. Weiterhin ging er auf die in Kürze startende Informations- und Energieeinsparkampagne ein. Zudem stehen die Stadtwerke den einzelnen Kunden zur Beratung zur Verfügung. Dafür wird der Kundenbereich um 6 Kolleg*innen aus dem Eau-Le verstärkt; sie unterstützen nach den Herbstferien den Vertrieb und den Zählerbereich. Durch die Verkürzung der Öffnungszeiten der Sauna und Schließung des Außenbeckens ist dieses möglich.
Wie die konkreten Auswirkungen für den Einzelnen auch werden, ganz wichtig zur Vermeidung der Gasmangellage sei, Energie sparen, sparen, sparen! Denn so komme Bevölkerung und Wirtschaft gemeinsam durch diesen Winter.
Zu den Änderungen im Eau-Le aber auch allen anderen Themen stand Arnd Oberscheven offen Rede und Antwort. Auch kritischen Fragen ging er nicht aus dem Weg. Die Beschränkungen im Eau-Le seien zwar nicht unbedingt erfreulich, aber unter Energiespargründen ein wesentlicher Beitrag, zumal gemessen mit so manchem anderen Bad in der Umgebung die Lemgoer Situation noch günstiger sei.
Abschließend gab Arnd Oberscheven noch den Hinweis auf die Energiespartipps, die auch unter www.klimaschutz-lemgo.de zu finden sind. Tipps, deren Beachtung sich im Geldbeutel bemerkbar macht.
Karl-Heinz Mense dankte für die Nachbarschaft Laubke-Pahnsiek und die zahlreichen Anwesenden Arnd Oberscheven für den sehr informativen Abend und wünschte dem scheidenden Geschäftsführer der Stadtwerke Lemgo für seinen baldigen Ruhestand alles erdenklich Gute.
Bild- und Textquelle: Nachbarschaft Laubke-Pahnsiek