Hagedorn: „2021 war ein bewegendes Jahr.“
Lippe. „Auch am Ende des Jahres 2021 beschäftigt uns die Corona-Pandemie“, resümiert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe Dieter Hagedorn. „Der Virus hat uns und das gesellschaftliche Leben weiter im Griff.“ Ebenso spürt die Landwirtschaft die Auswirkungen nach wie vor. 2021 sei ein bewegendes Jahr gewesen. „Durch Corona sind die Märkte extrem durchgeschüttelt worden“, berichtet Hagedorn. Einige Märkte hätten sich positiv entwickelt, andere würden extrem leiden. „Was uns alle belastet, sind die enorm gestiegenen Kosten für Energie, Futter und Dünger“, schildert der Vorsitzende. „Fast noch schlimmer aber ist die ständige Unsicherheit durch immer neue, teils widersprüchliche Forderungen aus Politik und Gesellschaft.“
Wettermäßig wieder ein „normaleres“ Jahr
„Durch den Regen im Frühling ist die Grasernte erfreulich gut ausgefallen“, so der Vorsitzende. Landwirtsfamilien mit Rindern, Pferden und Schafen müssten sich nicht wie in den letzten drei Dürrejahren Sorgen um das Futter machen. Bei Getreide und Raps sind die Bauern nur halbwegs zufrieden, bei geringeren Erträgen um etwa zehn Prozent. Bei den Herbstfrüchten wie Kartoffeln fiel die Ernte durchschnittlich, beim Mais gut aus. Bei den Zuckerrüben sind die Erträge gut bis durchschnittlich, allerdings – durch weniger Sonne – mit geringeren Zuckergehalten als im Vorjahr.
Milchpreise nicht kostendeckend
Für die Ackerbauern erfreulich seien die deutlich gestiegen Getreidepreise. „Auch beim Rindfleisch sind die Erzeugerpreise nach schwierigen Jahren derzeit auskömmlich“, berichtet der Vorsitzende. Jedoch seien die Milcherzeugerpreise nach wie vor nicht kostendeckend, trotz positiver Marktsignale. Die Ausschläge an der Rohstoffbörse würden sich leider nicht im Marktgeschehen wiederspiegeln. Auch beim Geflügelfleisch sehe es nur mittelprächtig aus.
Schweinepreise desaströs
Doch vor allem die Schweinebauern kämpfen seit Monaten mit einem Mix aus ruinösen Erzeugerpreisen, explodierenden Produktions- wie Futterkosten und Marktverwerfungen durch Corona. Zunehmende Ausweglosigkeit mache sich vielfach auf den Höfen breit. Niedrige Preise verbunden mit stetig steigenden Anforderungen und Auflagen sowie unklaren politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen nehmen den Bauernfamilien die Zukunftsperspektiven.
Es braucht ein Bekenntnis, dass sich Verarbeiter, Handel und Großverbraucher auf eine deutsche Herkunftssicherung mit einer „5 Mal D- Kennzeichnung“ einigen: Geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland.
Landwirtschaft, vor allem Tierhaltung vor großem Wandel
„Wenn die Politik eine Lebensmittelerzeugung und Landwirtschaft in Deutschland erhalten möchte, muss sie jetzt endlich Perspektiven aufzeigen und klar danach handeln“, fordert Hagedorn. Die heimischen Landwirte haben die Tierhaltung immer weiterentwickelt, dazu sind sie auch in Zukunft bereit. „Dazu brauchen wir Planungssicherheit, eine langfristige Finanzierung und eine Genehmigungsfähigkeit durch ein Bau- und Umweltrecht, das Ställe mit mehr Tierwohl ermöglicht“, schildert Hagedorn.
Warum brauchen wir Tiere in Landwirtschaft?
Tierhaltung und Landwirtschaft sind unzertrennlich, „wir bauen nicht nur Backweizen an. Unsere vielfältigen Fruchtfolgen sind Baustein der Biodiversität“, so Hagedorn. Bei vielen Erzeugnissen der pflanzlichen Weiterverarbeitung fallen Nebenprodukte an, die in der Tierfütterung sinnvoll verwertet werden, zum Beispiel das eiweißreiche Rapsschrot, ein Nebenprodukt bei der Rapsölpressung. Zudem ist für unsere Kulturlandschaft das Grünland mit der damit verbundenen Rinder- und Schafhaltung unersetzlich. Das für den Menschen nicht verwertbare Gras wird erst durch die Tiere nutzbar gemacht. „Gleichzeitig pflegen sie unsere Landschaft“, erklärt der Vorsitzende.
Neue Bundesregierung: Bauern erhoffen Gesprächsbereitschaft
Mit Blick auf die neue Bundesregierung erhofft sich der Berufsstand vom neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und von der neuen Umweltministerin Steffi Lemke Gesprächsbereitschaft. „Gerade unsere jungen Landwirte brauchen Perspektiven, um Tierhaltung und Ackerbau in Deutschland zu halten“, sagt der Vorsitzende. Denn mit jedem Hof geht nicht nur Tradition verloren, sondern auch die Chance regional verantwortungsbewusst Lebensmittel zu genießen.
Bild- und Textquelle: Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband