In einem ländlich geprägten Kreis wie Lippe sind die Menschen ganz besonders darauf angewiesen
mobil zu sein. Wir stehen für die Förderung der Mobilität mit Fahrrad, Bahn, Bus und Auto ein. Jede
Mobilitätsform hat ihre Daseinsberechtigung. Wir werden sie nicht gegeneinander ausspielen.
Die Zukunft der Mobilität wird in einer intelligent verzahnten Verkehrsinfrastruktur und einer effizienten
Nutzung von Ressourcen liegen. Durch innovative Lösungen wird der Individualverkehr in
der Zukunft vor allem in Gebieten hoher Mobilitätsdichte durch öffentliche oder gänzlich neuartige
Systeme mehr und mehr verdrängt werden. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass der Kreis
Lippe zum ländlichen Raum gehört. Zur Stadt-Land-Mobilität heißt es in einer Studie vom ADAC
„Neue Mobilitätsangebote (Carsharing, Leihradsysteme, Radverkehrsinfrastruktur) werden vor allem
aufgrund des Pendleraufkommens im ländlichen Raum benötigt. Hier entsteht eine neue Mobilitätsvielfalt.“
„Zur Ausschöpfung dieser neuen Vielfalt gehört natürlich die Einbindung der Potentiale erneuerbarer
Energien und ökologisch nachhaltig erzeugbarer Ressourcen.“ so Claus Preuss von Aufbruch C.
Der Systemwechsel zur postfossilen Mobilität ist bereits in vollem Gange. Die Clean Vehicle Directive
der EU verlangt bis 2025 bereits 45% und bis 2030 schon 65% saubere Mobilität. Der Umstieg ist von
der breiten Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen und der Kreis Lippe muss rechtzeitig eine Strategie
haben, um nicht ins Hintertreffen zu gelangen.
Insbesondere Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge sind im Bereich des Individualverkehrs erfolgsversprechende
Modelle für eine auf den Massenmarkt fokussierte postfossile Mobilität. Dies setzt
allerdings voraus, dass für die Herstellung ausschließlich erneuerbare Energien verwendet werden
und auch fürs Tanken. Effizienzsteigerungen bei der Erzeugung und verbesserte Möglichkeiten der
Speicherung erneuerbarer Energie lassen zusätzliche Potentiale erkennen.
Experten gehen davon aus, dass digitale Services und Vernetzung in Zukunft die Art und Weise
bestimmen werden, wie die Menschen mobil sind. Wenn der Kreis Lippe die Verkehrswende plant,
muss also auch an die begleitende Digitalisierung gedacht werden.
Als lippische Kommunalpolitik wollen wir den Transformationsprozess zur postfossilen Mobilität
ideologiefrei und technologieoffen begleiten. Alle Potentiale müssen genutzt werden.
Deshalb werden wir dafür sorgen, dass der Fachbereich Umwelt der Kreisverwaltung für die weiteren
Planungen das Fachwissen der TH OWL und andere Akteure mit einbindet. Die TH OWL hatte
bereits in der Vergangenheit eine „Modellregion postfossil Mobil“ angeregt, diese fand bei der Politik
in Land und Bund aber leider kein Gehör.
„Im Bereich Biogasanlagen wollen wir im Sinne des Green Deals der EU ein Pilotprojekt in Lippe,
das nicht nur postfossiler Mobilität sondern auch der Artenvielfalt dient.“ merkt der umweltpolitische
Sprecher der CDU Kreistagsfraktion Jan Wisomiersky an. Dabei soll etwa auch die Energiegewinnung
aus Wildpflanzen eine Rolle spielen. Der Methanertrag des Substrats von den Wildpflanzenflächen
liegt nur bei etwa 70% pro Tonne Trockenmasse im Vergleich zum Mais, insofern können
Projekte, die die Ertragsverluste der Landwirte ausgleichen, sinnvoll sein.
„Das Land NRW fördert Wasserstofftankstellen mit 90%. Wir möchten eine erste solche Tankstelle
in den Kreis Lippe holen.“ bekräftigt der Fraktionsvorsitzende der FDP, Carsten Möller. Dem Brennstoffzellen-
Antrieb gerade auch mit grünem oder organischem Wasserstoff kommt insbesondere
hinsichtlich der Betankung und der Reichweite ein großes Potential zu. Ein Standort mit Anbindung
an die A2 scheint hierzu besonders sinnvoll. Mittelfristig wird auch ein zweiter Standort notwendig
sein, um in die lippische Fläche wirken zu können.
Um kurzfristig CO2-Einsparung im Übergang zu neuen Technologien zu erzielen, wollen wir in
Lippe die Umstellung von Flotten im ÖPNV und im Speditionsverkehr auf Diesel R33 (33% Kraftstoffanteil
auf Basis pflanzlicher Öle) prüfen. Hier könnten im Vergleich zum herkömmlichen Diesel
nochmals 20 % CO2 eingespart werden, ohne dass technische Änderungen am Motor notwendig
sind. Sowohl der Mischbetrieb mit Diesel als auch der Garantieerhalt der Fahrzeuge bleiben bestehen.
Der regenerative Anteil im Diesel R33 könnte langfristig statt mit landwirtschaftlichen Produkten
auf Basis von Hefen und Algen erfolgen. Die Deutsche Bahn nutzt Diesel R33 bereits auf einigen
Strecken und auch die Werktankstellen von Volkswagen, Audi und Bosch bieten Diesel R33 an.
Bild- und Textquelle: CDU Kreistagsfraktion Lippe