Kreis Lippe. In dem roten Behälter herrscht Unruhe: Ein schwarzes Knäuel wuselt hin und her. Erst beim genaueren Hinsehen lässt sich erkennen, dass hier hunderte kleine Setzlinge schwimmen. Es handelt sich um eine aktuelle Brut der lippischen Bachforelle. Sie ist in den vergangenen Jahren selten geworden. Daher hat der Kreis Lippe die Forelle als eine Zielart in seiner Artenschutzstrategie „Lippe Lebendige Vielfalt“ berücksichtigt. In Kooperation mit den lippischen Fischern hat nun Landrat Dr. Axel Lehmann die speziell gezüchteten Jungtiere in die Bega entlassen. „Die Forelle ist ein typischer Fisch für unsere Region, den wir erhalten wollen. Gleichzeitig ist sie aber auch für uns ein Indikator, wie gut es unseren Flüssen geht. Dass sich die Fischer für den Erhalt einsetzen, ist sehr lobenswert und zeigt, dass nur mit gemeinsamen Anstrengungen die Artenvielfalt gesichert werden kann“, erklärt Lehmann.
Die Fortpflanzung in der Natur ist für den Fisch schwieriger geworden. Es fehlt an sauerstoffreichen Gewässern mit gut durchströmten Kiesbänken, die er zur Eiablage benötigt. „Ziel von `Lippes Lebendige Vielfalt` ist es, die Fließgewässer dahingehend zu optimieren. Mit gezielten Maßnahmen wollen wir wieder die Voraussetzung dafür schaffen, dass die Bestände auf Dauer ohne künstlichen Besatz auskommen“, betont Jürgen Braunsdorf, der beim Kreis Lippe für den Artenschutz verantwortlich ist.
Bis es soweit ist, helfen die Fischer nach: Volker Koch ist spezialisiert auf die Nachzucht der Forellen und damit einer der wenigen Experten in der Region. Er entnimmt die Forellen aus den Flüssen, streift sie ab und kümmert sich um die Brut. „Bis zu 500 Stunden Arbeit stecken in dem Nachwuchs“, sagt Koch.
Rund 10.000 Jungtiere wurden in dieser Saison in die Bega entlassen – knapp 12 Prozent werden das erste Jahr überleben. „Viele sehen nur, dass wir Fische zum Verzehr aus den Gewässern entnehmen. Dabei läuft im Hintergrund ein großer Aufwand, um die Bestände zu erhalten. Wir betreiben hier aktiven Natur- und Artenschutz, denn wir kaufen nicht einfach Forellen aus Dänemark oder den Niederlanden an. Stattdessen vermehren wir direkt die lippische Bachforellen“, beschreibt Jan-Nicolai Klement, Pächter des Begaabschnittes.
Die Artenschutzstrategie „Lippes Lebendige Vielfalt“ wird seit dem Kreistagsbeschluss 2019 aktiv umgesetzt. Bei der Erstellung der Strategie hat der Kreis verschiedene Akteure eingebunden, darunter auch die lippischen Fischer.
Bild- und Textquelle: Kreis Lippe