Start eines Versuchsanbaus in Nordrhein-Westfalen – Dr. Andreas Schütte von der FNR übergibt Förderbescheide
Spaziergängern im Kirchberg im Kalletal und im Leistruper Wald wird sich bald ein interessanter Anblick bieten. Der Landesverband Lippe pflanzt hier im Rahmen eines Forschungsprojektes auf einigen Versuchsflächen Baumarten an, die in Südosteuropa, Asien oder Amerika auf vergleichbaren Standorten leben. Projektpartner ist der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, der ähnliche Versuchsflächen auf Standorten im Sauerland einrichtet.
Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Förderprogramms Nachwachsende Rohstoffe unterstützt. Die FNR übergab als zuständiger Projektträger des BMEL heute im Auftrag des Ministeriums auf dem Kirchberg in der Gemeinde Kalletal die Förderbescheide.
„Ein von Forstwirtschaft und Naturschutz getragener Konsens darüber, welche nichtheimischen Baumarten sich für den Anbau im Wald eignen, ist wichtig. Nur so können wir vitale und produktive Wälder erhalten und die Bioökonomie umsetzen, ohne die Biodiversität zu gefährden“, erklärte Andreas Schütte, Geschäftsführer der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR).
Vor Ort war auch Cajus Caesar, CDU-Bundestagsabgeordneter, Mitglied des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags und dort Hauptberichterstatter für den Bereich Landwirtschaft und Forsten. Cajus Caesar, der vor seiner Bundestagstätigkeit selbst als Revierleiter im Kirchberg tätig war, erklärte: „Wir haben hier schon in den 1980er Jahren an einigen Stellen Küstentannen angepflanzt, allerdings nicht unter genormten wissenschaftlichen Bedingungen. Damals war der Klimawandel auch noch nicht so ein Thema. Eher ging es um Waldsterben und Sauren Regen. Ich wollte die Entwicklung dieser Baumart beobachten um einzuschätzen, ob sie sich überhaupt für das Revier eignet. Abgesehen von der Holzproduktion bieten die duftenden Tannen auch noch ein attraktives Bild für den Waldbesucher.“
Das Ergebnis stimmt sehr hoffnungsvoll, die heute gerade 40 Jahre alten Bäume ragen schon 30 Meter in die Höhe. „Umso mehr freut es mich, dass es jetzt gelungen ist, in Lippe dies vom Bund mit insgesamt 1,3 Millionen Euro geförderte Projekt auf den Weg zu bringen. Im Bundeshaushalt konnte ich erreichen, dass jährlich 10 Millionen Euro für die nationale nachhaltige Waldwirtschaft über die FNR für innovative Vorhaben für die Wald- und Holznutzung zur Verfügung stehen“, fügte Caesar hinzu.
Auf insgesamt gut 26 Hektar sollen mit wissenschaftlicher Begleitung sieben Nadel- und vier Laubbaumarten untersucht werden: Atlaszeder, Küstentanne, Araukarie, Westliche Hemlocktanne, Küstenmammutbaum, Gebirgsmammutbaum, Sicheltanne, Baumhasel, Esskastanie, Orientbuche und Platane. Ziel ist unter anderem, herauszufinden, welche dieser nichtheimischen Baumarten in Nordrhein-Westfalen gut wachsen und nutzbares Holz liefern können, ohne dass sie Nachteile für die heimischen Waldgesellschaften mit sich bringen.
Die beiden Projektpartner Wald und Holz NRW und Landesverband Lippe – vertreten durch Heinrich Barkmeyer, stellvertretender Leiter von Wald und Holz NRW, und Landesverbandsvorsteherin Anke Peithmann – nahmen die Übergabe der Förderbescheide zum Anlass, eine Kooperationsvereinbarung zu unterzeichnen, um eine erfolgreiche Umsetzung des gemeinsamen Projektes zu gewährleisten.
„Wir wollen mit unserem Projekt an Anbauversuche anknüpfen, die schon seit mehr als 100 Jahren in Deutschland durchgeführt werden und so mithelfen, Fakten in die Debatte einbringen. Dazu wollen wir neben den wirtschaftlich relevanten Informationen auch solche zu den Auswirkungen auf die Waldökosysteme sammeln“, erklärte Susanne Hoffmann, stellvertretende Leiterin der Forstabteilung des Landesverbandes Lippe. „Schon heute kann Deutschland seinen Holzbedarf nicht mehr durch die aktuelle Nutzung in heimischen Wäldern decken – nicht weil wir insgesamt zu wenig Holz hätten, sondern weil die verschiedenen Waldeigentümer nur einen Teil des jährlichen Holzzuwachses ernten und verkaufen. Am Holzmarkt besonders gefragt ist Nadelholz. Um diese Nachfrage auch in Zukunft decken zu können, ist es sinnvoll, Alternativen zu den heimischen Nadelbaumarten in unsere Wälder zu integrieren“, ergänzte Dr. Norbert Asche von Wald und Holz NRW, Koordinator des Gesamtprojektes.
Bild- und Textquelle: Lippisches Landesmuseum Detmold